< Previous„66,6 Metal Stories – Chaos, Kult & Kirchenbrand“ heißt ein brandneues Buch von The-Bullhead-Chefredakteurin Andrea Leim und Musikjournalist Christof Leim. Hier erzählen die beiden wilde, spaßige und abgefahrene Geschichten und Anekdoten aus der Welt des Heavy Metal. The Bullhead hat für euch eine Leseprobe, in der es um die Anfänge der W:O:A- Headliner 2025 geht: Machine Head. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen! Die heftigen Anfänge von Machine Head chon die Einladung klingt verheißungs- voll: ” Bringt alle Bier und einen Hammer mit!“ Am 15. August 1992 soll in Oakland, Kalifornien, eine besondere Hausparty stei- gen. Mike Scum muss seine Wohnung verlassen, doch er ist ziemlich wütend auf seinen Vermieter und denkt gar nicht daran, still und leise die vier Wände zu räu- men. Das Gegenteil schwebt ihm vor: Möglichst laut soll es sein, und möglichst wenig soll von der Bude übrigblei- ben. Das erzählt er seinem Kumpel Robb Flynn, einem Gitarristen und Sänger. Seine neue Kapelle, für die Mike als „Mädchen für alles“ agiert, soll nun den Soundtrack für den Auszug liefern. Blicken wir zurück: Robb Flynn, seit Highschool- Tagen Musiker, kann trotz seiner jungen 25 Jahre schon auf eine turbulente Lebens- zeit in der zweiten Welle des Bay-Area-Thrash zurück- blicken. Er gehört zu den Gründungsmitgliedern von Forbidden, die er 1986 aber noch vor dem Erscheinen des Debütalbums verlässt. Er schließt sich schließlich den lokalen Kollegen Vio-Lence an und nimmt mit ihnen zwei Alben auf. Doch es kommt zu Streitereien unter anderem über die musikalische Aus- richtung, außerdem geraten die Musiker mit einer Gang aneinander, die ihnen droht, Handgranaten auf die Bühne zu werfen, wenn insbeson- Die Geschichte der Band von Robb Flynn beginnt mit fröhlicher Zerstörung von Wohneigentum, Metallica und einer Überdosis. Zum Glück wird alles gut „66,6 Metal Stories“ ist im riva Verlag erschienen und kostet 14 Euro Robb Flynn (2. v. li.) gründete seine Band Machine Head 1991 in Kaliforniendere Flynn das nächste Mal auftritt. So lieb, dass er für die Band sein Leben lassen will, ist sie ihm dann doch nicht, also schmeißt er hin, noch be- vor das 1990 aufgenommene dritte Album mit seiner Be- teiligung erscheint. Es ist ein Konzert von Flynns Metal-Helden Me- tallica, das am 12. Oktober 1991 sein Leben verändert. Gemeinsam mit seinem bass- spielenden Freund Adam Duce besucht er das Festival Day On The Green in Oakland. Sound- garden, Faith No More und Queensrÿche stehen noch auf dem Plakat, Metallica sind da schon veritable Metal-Stars und Branchenprimus, vor al- lem aber die lokalen Helden der Bay Area, die es bis an die Spitze geschafft haben. Be- reits 1985 hatten sie noch als Jungspunde auf dem Day On The Green gespielt, früh am Tag zwar, aber doch zum all- gemeinen Stolz der noch un- dergroundigen Thrash-Szene. Nun geben James, Lars, Kirk und Jason die Headliner. Robb und Adam zeigen sich so beein- druckt, dass sie an Ort und Stel- le beschließen, eine neue Band zu gründen: Machine Head! Erste Songs hat Robb bereits geschrieben. „Death Church“ und „Blood For Blood“ etwa sollten eigentlich Teil des Vio- Lence-Repertoires werden und bilden nun die Grundlage für einen neuen Aufbruch. Die beiden Kalifornier verstärken sich mit Gitarrist Logan Mader und Schlagzeuger Tony Cos- tanza. Die Band ist also kom- plett, als die Einladung von Mike Scum zum Wohnungs- abriss kommt. Flynn sagt be- geistert zu, nicht zuletzt, weil Logan und Adam noch nie ir- gendwo aufgetreten sind. Der Anführer will ihnen die Mög- lichkeit geben, ihre allerersten Liveerfahrungen genau so zu sammeln, wie er es selbst ge- tan hat: auf privaten Partys, im Garten oder im Wohnzimmer von irgendjemandem. Quasi von der Pike auf. Deshalb spielen Machine Head an diesem 15. August 1992 ihr allererstes Konzert auf einer sehr bierlastigen Hausparty in der Woolsey Street in Oakland, Kali- fornien. Eine gute Handvoll brandneue Songs ballern sie raus: „Death Church“, „A Thou- sand Lies“, „Blood For Blood“, „Fuck It All“ (charmanter Ar- beitstitel von „Block“), „Hard Times“ von den Cro-Mags und vielleicht noch – die Er- innerung ist bei den Akteuren hier schwammig – „The Rage To Overcome“ und das Poison- Idea-Cover „Alan’s On Fire“. Den ersten Machine-Head- Hit „Davidian“ gab es da noch gar nicht. Irgendwann stehen natürlich die Cops vor der Tür. Auf dicke Hose machend, tritt Robb Flynn den Beamten in seinem „Fuck The Police“- Shirt entgegen. Die Polizisten dürfen nicht einfach reinkom- men, und der Musiker weiß das. Seine Provokation hat kei- ne Konsequenzen, der Abend aber schon: Eine der stilprä- gendsten Bands der Neunziger nimmt ihren Anfang auf einer Privatparty. Und die Räum- lichkeiten sehen nachher sehr, sehr anders aus als vorher. Zum 30. Jahrestag der Sause erinnert Flynn auf der Machi- ne-Head-Homepage an den Abend. So gab es gegenüber von Mike Scums Residenz eine berüchtigte Punkrock-Ab- steige namens The Woolsey House, deren Bewohner gerne rübergekommen sind und mit großer Freude an der Zerstö- rung teilgenommen haben: „So mancher Hammer wurde in die Wände gehauen.“ Der erste „richtige“ Gig passiert zwei Wochen später in Las Ve- gas, danach spielen Machine Head gleich zweimal beim L.A. Metal Fest im Hollywood-Club Gazzarri’s – vor jeweils 20 Leu- ten. Ja, alle fangen sie klein an. Doch der Anfang ist gemacht, erste Demos kreisen in der Szene und landen bei den rich- tigen Leuten. Nur ein Jahr nach dem Start schafft es Robb Flynn allerdings durch eine gro- ße Dummheit, seiner Band in einer Nacht fast alles wieder zu nehmen. Es ist die Nacht, in der Flynn den Plat- tenvertrag mit Roadrunner Records unterzeichnet. Das Label glaubt sehr an die jun- gen Wilden und bietet ihnen einen für damalige Verhältnis- se wirklich guten Deal an. Das will Flynn natürlich zelebrie- ren und geht mit Freunden in einen Club. Einer seiner Kum- pels fragt ihn, ob sie den Erfolg nicht mit einer Dosis Heroin feiern wollen. Für den Sänger klingt das nach einer groß- artigen Idee, obwohl er bereits mehrfach wirklich schlechte Erfahrungen mit der Droge gemacht hat. Einmal zum Bei- spiel sitzt er mit Freunden im Auto auf dem Weg zu einem Konzert der Punkrocker Fear, einer seiner damaligen Lieb- lingsbands, die er bis dahin noch nie live gesehen hatte. Im Auto zieht er sich mit einem Kumpel verflüssigtes Heroin in die Nase – und bereut es fast sofort. Alle fünf Minuten muss er kotzen, weswegen die Reisegruppe immer wieder anhalten muss. Als sie end- lich zur Show kommen, spie- len Fear gerade ihren letzten Song. Das hält Flynn jedoch nicht davon ab, zur Feier des Roadrunner-Deals mit seinem Bekannten zu dessen Dealer zu gehen. Er lässt sich von einem der beiden die Spritze mit He- roin setzen, weil er selbst sich nicht dazu überwinden kann. Dann verliert er das Bewusst- sein ... Nach über sechs Stunden wacht Robb in einer Lache aus Erbrochenem im dreckigen Bad des Dealers wieder auf. Der ist mehr als verwundert, als sein Kunde sich plötzlich regt. „Du lebst ja doch noch“, soll er gesagt haben. Der Mann ist also tatsächlich davon aus- gegangen, dass da seit Stunden ein Sterbender in seinem Ba- dezimmer liegen könnte. Von der Kaltherzigkeit mal abgese- hen ist der Einwurf berechtigt, denn Robb Flynn wurde an diesem Abend eine Überdosis gesetzt. Kurz gesagt: Der Ma- chine-Head-Chef wäre beinahe an dem bis dato besten Tag sei- ner Karriere gestorben. Diese Lektion hat er bis heute nicht vergessen, denn fünf Tage später ereilt dieses Schicksal seinen Bekannten Jimmy La- pin. Als Flynn den Kumpel tot im Sarg liegen sieht, ist ihm klar, dass er nur ganz knapp davongekommen ist. ” Die Er- kenntnis hat mich bis ins Mark erschüttert“, erzählt der Musiker später und widmet seinem Freund den Song ” I’m Your God Now“, der 1994 auf dem legendä- ren und stilprägenden Ma- chine-Head-Debüt ” Burn My Eyes“ erscheint. Der Rest ist Metal-Geschichte. Foto: PromoVon Timon Menge ie letzten Töne des Wacken Metal Battle 2024 sind kaum verklun- gen, da starten bereits die Vorbe- reitungen für das kommende Jahr. Schon seit Wochen schnallen sich junge Bands aus aller Welt wieder ihre Gitarren um, kämpfen in regi- onalen Wettbewer- ben um den Sieg und hoffen, dass ihr Weg sie 2025 auf den Holy Ground führt. Wir haben mit Abbas Razvi gesprochen, der den ers- ten Metal-Battle-Vorentscheid im fernen Kathmandu auf die Beine gestellt hat. Nepal – das Land, wo der majestätische Himalaya auf uralte spirituelle Traditionen trifft. Mehr als 30 Millionen Menschen leben hier, 80 Pro- zent davon sind Hindus. Doch die Spiritualität ist nicht das Einzige, was den Bewohnerinnen und Bewohnern von Bud- dhas Geburtsland Kraft gibt. Schon seit den Neunzigern floriert am Fuße des Mount Everest eine lautstarke Metal- Szene mit Bands wie den Eth- no-Radaumachern Lakhey, Grindcore-Truppen wie Che- pang und Discord sowie den Death-Metal-Dickbrettboh- rern Ugra Karma. Nun fand auch der Wacken Metal Battle in Nepal ein Zuhause und gibt der lokalen Szene eine interna- tionale Bühne, wie Veranstal- ter Abbas Razvi erklärt. Heavy Metal am Mount Everest Wacken Metal Battle in aller Welt: Zum ersten Mal in der Geschichte des weltweiten Bandwettbewerbs fand sogar ein Vorentscheid in Kathmandu, der Hauptstadt von Nepal, statt Tombstone haben den Vorentscheid in Nepal gewonnen und können jetzt in der Endrunde für den indischen Subkontinent in Bangalore antreten Veranstalter Abbas Razvi Eine riesige Plakatwand mitten in Kathmandu weist auf den Metal Battle hin Metal-Fans beim Vorentscheid in KathmanduAbbas, wie viele Bands haben sich für den ersten Vorentscheid in Nepal beworben? Abbas Razvi: Es waren 25. Für Nepal ist es noch eine neue Erfahrung, an einem solchen Wettbewerb teilzunehmen. Ich bin zuversichtlich, dass die Beteiligung in Zukunft noch höher wird, wenn mehr Bands den Metal Battle kennenlernen und seine globale Bedeutung verstehen. Wo hat der Metal Battle in Nepal stattgefunden? Abbas Razvi: In Kathmandu, der Hauptstadt von Nepal. Dort gibt es einen fantastischen Veranstaltungs- ort namens Beers N’ Cheers, wo die lokale Szene viel Unterstützung erfährt. Wie hast du die Show erlebt? Abbas Razvi: Das war eine wirklich positive Erfahrung! Das Wachstum erfolgt schrittweise, aber wir sind fest entschlossen, die Szene in Nepal konsequent zu unterstützen und aufzubauen – in der Hoffnung, dass eines Tages eine Band aus der Region beim Metal Battle gewinnt. Was hat dir bei der Premiere am besten gefallen? Abbas Razvi: Dass wir die Möglichkeit nach Nepal gebracht haben, eventuell auf dem größten Metal-Festival der Welt zu spielen. Für die Bands bietet das eine unglaubliche Chance und wir haben uns dazu verpflichtet, diesen Traum in den nächsten Jahren für die lokale Metal- Szene zugänglich zu machen. Stehen nepalesische Metal-Fans vor besonderen Herausforderungen? Abbas Razvi: Die Szene ist immer noch recht klein. Es finden nur wenige Konzerte statt und die Kosten für die Organisation von Veranstaltungen sind sehr hoch. Das führt bei vielen Bands oft zu Zeiten von Inaktivität. Eine größere Anzahl an Auftritten und die Möglichkeit, auch international zu spielen, würden sehr dabei helfen, die lokale Szene aufzubauen und zu motivieren. Wer hat gewonnen – und was passiert als Nächstes? Abbas Razvi: Die Sieger heißen Tombstone. Sie haben nun die Möglichkeit, in der Endrunde für den indischen Subkontinent in Bangalore aufzutreten. Und dort öffnet sich dann vielleicht die nächste Tür zum größten Metal- Festival der Welt. „Es f u hlt sich an wie ein Fiebertraum“ Dänemark ist nicht nur die Heimat der Wikinger, sondern auch das Zuhause von Thus, die den Wacken Metal Battle 2024 für sich entscheiden konnten. Völlig geplättet durfte die junge Band im August ihren Sieg feiern. Was seitdem passiert ist, erzählen sie uns im Interview Von Timon Menge „ ir hatten so viel Spaß in Wacken – und jetzt haben wir auch noch gewonnen!“ Mit diesen Worten fasste Thus-Gitarrist und -Sänger Frederik Jen- sen das Erlebnis im Sommer noch vor Ort auf dem heili- gen Wacken-Acker für uns zusammen. Damals gewann die Gruppe neben 5000 Euro Preis- geld und diversen Sachpreisen, etwa einer Gitarre, natürlich auch jede Menge Aufmerksam- keit aus der Metal-Welt. Nun sind gut vier Monate vergangen. Ob sich seitdem viel im musika- lischen Leben der noch relativ jungen Band geändert hat und wie ihre nächsten Schritte aus- sehen, erzählt Bassist Sebastian Skousgaard. Sebastian, wie blickt ihr heute auf eure Zeit beim W:O:A 2024 zurück? Sebastian Skousgaard: Als wir als Gewinner bekannt gegeben wurden, konnten wir es gar nicht Die Dänen Thus im Sommer 2024 bei der Siegerehrung Fotos: Wacken Metal Battleglauben. Es ging alles so schnell und wir wurden mit Fragen von Journalisten und tonnenweise Unterstützung aus den sozialen Medien überhäuft. In Wacken zu spielen war für uns ein Traum, der in Erfüllung gegangen ist. Und was es noch unvergesslicher macht, ist die Tatsache, dass wir einige der Künstler treffen konnten, die uns überhaupt erst inspiriert haben, Musik zu machen. Mit den Jungs von The Black Dahlia Murder abzuhängen und das fantastische Set von Opeth zu sehen gehörte für uns definitiv zu den Höhepunkten des W:O:A 2024. Wann habt ihr so richtig realisiert, dass ihr gewonnen habt? Sebastian Skousgaard: In gewisser Weise bis heute nicht. Es fühlt sich an wie ein Fiebertraum, aber jedes Mal, wenn wir in unserem Proberaum stehen, hängt da dieser große Scheck, auf dem steht: „1st Place Wacken Metal Battle 2024“. Das erinnert uns daran, dass all das wirklich passiert ist. Außerdem gucke ich mir unseren Auftritt immer mal wieder auf dem W:O:A-YouTube-Kanal an, um alles noch mal zu erleben. Was habt ihr nach eurem Sieg gemacht? Sebastian Skousgaard: Zu Hause haben wir sofort in den Business-Modus geschaltet. Das Festival hat uns viele Türen geöffnet und wir haben angefangen, mit Nightcrawler Management und Doomstar Bookings zusammenzuarbeiten. Wir wollten den Schwung nutzen. Es ist bereits eine Dänemark- Tour gebucht und wir spielen bei großen Festivals wie Copenhell und Inferno. Außerdem arbeiten wir daran, einen Plattenvertrag für unser Debüt zu bekommen. Also sind wir, gelinde gesagt, sehr beschäftigt. Wir haben als erste dänische Band überhaupt den Metal Battle gewonnen –und nun definitiv das Gefühl, dass uns dieser Stempel der Anerkennung in unserem Heimatland in eine höhere Liga befördert hat. Der Wettbewerb hat uns einen unbeschreiblichen Schub gegeben und uns in kürzester Zeit von einer brandneuen Underground-Band zum etablierten Namen gemacht. Wofür werdet ihr die 5000 Euro Preisgeld ausgeben? Sebastian Skousgaard: Bei uns passiert momentan so viel, dass wir das nur schwer sagen können. Die Erweiterung unserer Merch-Auswahl, die Bezahlung eines Studios und eines Produzenten, eine internationale Tournee … Das sind alles teure Träume, die wir uns hoffentlich erfüllen können. Aber wie auch immer: Die finanzielle Unterstützung durch die Wacken Foundation bedeutet einer Underground-Band wie uns sehr viel. Sie hat uns unseren Zielen ein großes Stück näher gebracht. Arbeitet ihr aktuell an eurem Debüt? Sebastian Skousgaard: Wir haben dieses Jahr eine EP veröffentlicht, die bald auch auf Vinyl erscheinen wird. Aber ja, in erster Linie arbeiten wir gerade an unserem Debütalbum. Wir sind noch in der Demophase, doch die Songs entwickeln sich zu etwas völlig Neuem und Epischem für uns. Groovig wie die Hölle, voller progressiver Wendungen und in erster Linie eingängiger, melodischer Death Metal. Wir können es kaum erwarten, diese Musik mit der Welt zu teilen – hoffentlich nächstes Jahr schon. „ “ Die Gewinner aus Dänemark arbeiten aktuell an ihrem ersten Album Sänger Frederik Jensen von Thus auf der Bühne in Wacken Fotos: Wacken Metal BattleMPS HANSEATIC PROUDLY PRESENTSNext >