< PreviousNichts ist so „trve“ wie gute Laune – das beweisen The Butcher Sisters und Doro in ihrer neuen Single „Wacken“. Im Gespräch mit The Bullhead verraten die Beteiligten, warum die Herkunft des dazugehörigen Musikvideos umstritten ist und wie aus der Queen of Metal und den Schwestern des Chaos ein unschlagbar launiges Team wurde. Von Victoria Schaffrath acken ist bekannt- lich nur einmal im Jahr.Deshalb liegt es wohl an der Sehnsucht nach dem Holy Ground, dass ihm im- mer wieder eigene Hymnen gewidmet werden. Ein weite- rer herausragender Eintrag in diese Liste stammt 2025 von The Butcher Sisters und Doro. „Der Song soll eine Huldigung für das Wacken Open Air sein, aber der Spaß steht dabei im Vordergrund“. So erklärt uns David Schneider von The But- cher Sisters den Auftrag der neuen Single. Als einer der Gi- tarristen und Songwriter der Mannheimer Band kann er das Anbetungswürdig: Beim Videodreh huldigen TBS Doro – und natürlich dem W:O:A Shouter Stroppo ölt seine Stimmbänderdie Käfer am Boden. Ich wie- derum mache nur eine Hand- bewegung – und das Zelt steht. Drumherum gibt es viel Rem- midemmi und Feuer.“ Dass die Beteiligten beim Dreh jede Menge Spaß hatten, bestätigt das begleitend erscheinende Behind-the-scenes-Filmchen. Ob sie so ein Spektakel auch für ihren Slot auf dem W:O:A planen, wollen wir von der Band wissen. Schrei- hals Stroppo weiht uns ein: „Ich habe mir das so überlegt, dass wir ein Katapult bauen und Doro damit locker 200 Meter in die Höhe schießen.“ „Das darf bloß nicht in den Artikel“, lacht David, „auch nicht, dass das nicht rein soll.“ Für ent- sprechende Outfits sei jeden- falls gesorgt, zumindest laut Alex: „Wir tragen sonst ja viel Adidas, diesmal gibt es ‚Stahl- iletten‘ – Adiletten mit Stahl- Spikes.“ Eines liegt der Kombo je- doch auf den Herzen: „Wa- cken ist für jeden Metalhead besonders gut beurteilen, doch auch Nicklas „Stroppo“ Strop- pel (laut Eigenbezeichnung „bester Scream-Gesänger, aber auch Influencer“) und Alex- ander „Alex“ Bechtel („bester Rap-Gesänger“) pflichten ihm im Gespräch bei. „Als ich den Song der Jungs das erste Mal gehört habe, musste ich mich kaputtlachen“, verrät uns auch Doro. „Man er- kennt auf der Bühne ja nicht so gut, dass wir mit meiner Band wirklich viel lachen und Spaß haben. Insofern passen The Butcher Sisters und ich eigent- lich sehr gut zusammen.“ Dass es zur Zusammenarbeit mit einem Weltstar wie Doro kam, verdanken die Schwestern den sozialen Medien –und einer gesunden Portion Unverfro- renheit. „Doro war uns auf In- stagram gefolgt“, erinnert sich David. „Wir hatten den Song schon am Start, dachten uns aber: Da fehlt noch was. Doro eben.“ Stroppo ergänzt gut ge- launt: „Genau, und dann haben wir Doro einfach erpresst, be- droht und sie gezwungen, mit uns den Track aufzunehmen.“ Ganz so drastisch fielen die Maßnahmen dann doch nicht aus, beschwichtigt die Königin des Metal aber: „Die haben sich – wie das heutzutage so läuft – über Instagram-Nachrichten gemeldet. Mein Team hat mich dann darauf aufmerksam ge- macht, und ich war vom Demo hin und weg. Also habe ich den Song eingesungen. Das Video haben wir dann zwischen zwei meiner Festivalauftritte ge- dreht.“ Besagter Clip sei KI-gene- riert, täuschen die Butcher Sisters an. Doro wiederum er- innert sich mit einem Schmun- zeln an den Dreh: „Ich war ja schon oft in Wacken, bestimmt 30 Mal. Im Video zeige ich den Newcomern, wie man das auf dem W:O:A so macht – Zelt aufbauen und mehr. Die Jungs wollen es natürlich besser wis- sen, verfangen sich dann aber in den Schnüren und liegen wie der Endgegner. Wir leben das genauso wie jede und jeder andere in der Szene“, beteuert Guitarero David. MC Alex hat sogar als Jugendlicher schon auf dem Holy Ground gefei- ert: „Es ist krass, dass wir hier jetzt selbst spielen!“ Screamer Stroppo hingegen gibt sich selbstbewusst: Dass die Band, die sich mit Augenzwinkern als die „beste Band der Welt“ bezeichnet, nun auf dem bes- ten Festival der Welt spielt, findet er schlicht: „Logisch. Passend. Sehr gut.“ Doro verleiht der humor- vollen Herangehensweise der Truppe jedenfalls ihr Gütesie- gel: „Gerade in der heutigen Zeit, wo alles so düster aus- sieht, ist es doch toll, wenn man ausgelassen zusammen lachen kann.“ „ , , .“ Fotos: Sarah Schuh „Wacken“ einzählen klappt schon mal: Stroppo, Alex und Doro gutgelaunt beim Videodreh Rapper Alex bekommt die passende Frise zur HymneAlle Jahre wieder gibt es auch auf dem Acker Neuerungen und Veränderungen – immer für ein noch besseres Festivalerlebnis. Was euch in dieser Woche erwartet, haben wir hier zusammengefasst. Zwischen vielen tollen Acts und regem Treiben auf dem Holy Ground kann es schwer fallen, den richtigen Ort zum Durchatmen zu finden. Deswegen gibt es in die- sem Jahr den Safer-Spa- ce-Bus der Festival- Seelsorge. Hier findet ihr einen Ort, sogar mit Noise-Cancelling-Kopf- hörern, um eventueller Sinnesüberflutung zu entkommen, sowie ein offenes Ohr, falls ihr gera- de jemanden zum Reden braucht. Betreut wird das Gan- ze von der Jungen Nord- kirche. Sprecht bei Bedarf einfach unsere Mitarbei- tenden in den blauen Wes- ten mit der Aufschrift ” Festival-Seelsorge / Counseling“ an. Sie sind auf dem gesamten Festi- valgelände für euch unter- wegs. Weitere Standorte der Festival-Seelsorge fin- det ihr neben dem Zelt des Deutschen Roten Kreuzes und am Service Center von Alsterarbeit auf der Wheels Of Steel Area. Auch in diesem Jahr findet ihr über das Fes- tivalgelände verteilt ku- linarische Vielfalt mit leckeren vegetarischen und veganen Angebo- ten. Erstmals werden diese einheitlich gekenn- zeichnet sein, so- dass ihr die fleischfreien und pflanzlichen Optio- nen direkt erblickt. Der Magen knurrt und ihr wollt wissen, welche Food-Stände für euch in Frage kommen? In der Festival-App findet ihr zudem eine neue Filter- funktion, die Stände mit vegetarischen und vega- nen Speisen gezielt an- zeigt. Guten Hunger! Fotos: W:O:A Alle vegetarischen und veganen Speisen werden gekennzeichnet sein Der Safer-Space-Bus bietet Ruhe und bei Bedarf auch offene OhrenMit Hinblick auf unseren öko- logischen Fußabdruck gibt es zum Festivalband dieses Mal zwei verschiedene Müllsäcke: einen schwarzen für den Rest- müll und einen gelben für Kunst- stoffe. Sammelt euer Papier und eure Pappe am besten ebenfalls separat, denn auf allen Camping- flächen werden Stationen auf- gebaut sein, an denen ihr euren Müll nach Papier, Kunststoff und Restmüll getrennt entsorgen könnt. So ist es möglich, wie- derverwertbare Materialien im Anschluss herauszufiltern und entsprechend weiterzu- verarbeiten. Ihr möchtet gemeinsam mit euren Freunden campen, be- nötigt aber Duschen und WCs, die ihr mit eurem Rollstuhl oder eurer Gehhilfe gut nutzen könnt? Für mehr Inklusion bauen wir unseren Zugang zu barrierearmen Dusch- containern in diesem Jahr weiter aus. Neben den Sanitär- anlagen in der Wheels Of Steel Area findet ihr jetzt an jedem Sanitär-Camp barrierearme Container mit Duschen, WCs und Waschmöglichkeiten. Barrierearme Container auf dem Wacken Open AirPremiere für Kirgistan, Malta und Venezuela Von Timon Menge ie haben eine kla- re Mission, das ver- rät schon ihr Bandname: My Own Shiva kürzt sich nämlich MOSH ab. Mit diesem Quartett wird nun zum ersten Mal Kirgistan beim Metal Battle vertreten sein, jener zentralasiatische Staat zwischen Kasachstan im Norden, China im Osten und Tadschikistan im Süden. Fast 5000 Kilometer Luftlinie lie- gen zwischen der Hauptstadt Bischkek und Wacken, doch My Own Shiva werden trotz- dem zum Holy Ground reisen, Bands beim Wacken Metal Battle 2025 Elnueveonce (Argentina) Mark My Words (Balkan Regions / Croatia) Hellbøund (Bulgaria) Killotine (Canada) A Burning Rose (Caribbean) My Own Shiva (Caucasia & West Asia / Turkey) Theophobos (Central America) Eternal Power (China) Refore (Czech Republic) Danefae (Denmark) Numento (Finland) Gun Called Britney (Germany) Nefalem (Hungary) Gaddavír (Iceland) Panchabhuta (Indian Sub-Continent) AeSect (Ireland) Morsrot (Malta) Hellmidian (Mexico) Necrosin (Middle East) HYLA (Netherlands) Deadline (Poland) Namek (Portugal) Diluvian Collapse (Romania & Rep. Moldova) Radity (Spain) Vhill (South America Northern Region) Halvar (Sub-Saharan Africa) Expellow (Switzerland) Primal Instinct (Sweden) Alpha (Uruguay) Mourning High (USA) vor allem dank ihrer Fans. „Wir haben all unsere Erspar- nisse ausgegeben, um am Re- gionalfinale in der Türkei teil- nehmen zu können“, erklärt Sänger Mikhail Efimenko. „In dem Moment haben wir noch gescherzt: Wenn wir gewin- nen, wird es richtig teuer.“ Doch genau so kam es. Um ihren Auftritt beim W:O:A nicht absagen zu müssen, startete die Band eine Crowd- funding-Kampagne – glück- licherweise mit Erfolg! Ihre Fans halfen My Own Shiva da- bei, sich diesen einen Traum zu erfüllen. „Ich warte seit 15 Jahren auf diese Gelegenheit“, erzählt Efimenko voller Be- geisterung. „Nun ist sie end- lich gekommen.“ Konzerte spielen My Own Shiva natürlich auch in ihrer Heimat, denn in der kirgisi- schen Hauptstadt Bischkek gibt es eine eingeschworene Metalszene, wie Efimenko verrät. „Doch das Problem liegt darin, dass es nur sehr wenige Bands gibt. Einmal im Jahr findet ein Festival statt, zu dem aber kaum noch je- mand kommt, weil immer die gleichen Musiker auf der Büh- ne stehen.“ Um sich ein wenig rarer zu machen und auch mal vor anderen Fans zu spielen, grasen My Own Shiva auch die Nachbarländer ab, etwa Ka- sachstan und Usbekistan –ins- besondere in letzterem kein leichtes Unterfangen. „Dort muss man mit Konzerten gut aufpassen, wegen der Polizei und der Regierung.“ Was Efi- menko meint: In Usbekistan muss ein nicht klar definier- ter Künstlerrat Musikveran- staltungen freigeben. Veran- Vertreten Kirgistan bei der ersten Metal- Battle-Teilnahme: My Own Shiva aus Bischkek My Own Shivastaltern von Metalkonzerten gelingt es nur selten, diese Hürde zu nehmen, und Shows müssen oft illegal stattfinden. My Own Shiva wollen beim W:O:A 2025 zeigen, dass es in Kirgistan nicht nur Berge und glasklare Flüsse gibt, sondern auch brachialen Metal. „In un- serer Heimat leben viele Men- schen, die Kunst mögen und erschaffen.“ Und Metal bildet eine wichtige Facette davon: „Wir haben Deathcore-Bands, Metalcore, Djent …“, berichtet der Sänger – eine bunte Szene also, die My Own Shiva beim Metal Battle sicher würdig vertreten werden. : Für Malta reisen Morsrot zum W:O:A und repräsen- tieren das Land bei seiner ebenfalls ersten Teilnahme am Wacken Metal Battle. Als ganze Straße hinuntergelau- fen. Wir haben einfach nur gebrüllt: ‚Wir spielen in Waaa- cken!!!‘ Das war unglaublich.“ Die Death-Metaller Vhill feiern beim Wacken Metal Battle eine weitere Premiere: Sie sind die erste Band, die auf dem Holy Ground im Namen Venezuelas auftritt. Dort war das Klima für Metalbands in den letzten Jahren rau, verrät Sänger Joel Rodríguez: „Die venezolanische Szene leidet an der Emigration.“ Schon seit Jahren verlassen Millionen Menschen wegen der wirt- schaftlichen und politischen Lage das Land. „Viele Bands verlieren ihre Mitglieder oder lösen sich auf.“ Dass sie selbst dieses Jahr in Wacken auftre- ten, können Vhill kaum glau- ben, versprechen aber: „Wir geben alles!“ das für die vier Death-Metal- Musiker feststand, konnten sie ihre Freude nicht zurück- halten: „Wir haben beim Regi- onalfinale erst ganz am Ende des Abends erfahren, dass wir gewonnen haben“, erklärt Sänger und Gitarrist Kieran Brannon. „Danach habe ich die Jungs bei der Schulter ge- nommen, wir sind zusammen vor die Tür gegangen und die Vhill Südamerikanisches Debüt: Vhill treten als erste Metal-Battle- Finalisten aus Venezuela an Wenig Land, viel Metal: Morsrot treten für Malta an Fotos: Arseny Mamashev, senaerg.en, Maria Baldacchino, Emilia Moncayo LIVE MUSIC HIGHLIGHTS MorsrotVon Timon Menge eng! Als es laut kracht, können Ra- ven In Flesh ihr Pech kaum fassen. Sie sind gerade auf dem Weg zum Metal-Battle -Regionalfinale in Botswana – und ausgerechnet jetzt ver- liert der Anhänger mit ihrem ganzen Equipment ein Rad. Noch 90 Kilometer bis zum Ziel. Fünf Stunden lang harren sie aus, bis Hilfe eintrifft: ein Bekannter des Veranstalters mit einem Pickup-Truck. Sie hieven den gesamten Anhän- ger auf die Ladefläche des Wa- gens und schaffen es tatsäch- Erst hatten Raven In Flesh kein Glück und dann kam auch noch Pech dazu lich pünktlich auf die Bühne. Der Aufwand lohnt sich: Ra- ven In Flesh gewinnen und sichern sich ihr Ticket zum Sub-Saharan-Africa-Finale in Südafrika. Raven In Flesh sind die ein- zige Black-Metal-Band Bots- wanas; das können sie mit Sicherheit sagen. „Die Szene hier ist sehr klein“, erklärt Gi- tarrist Lord Mantus Sodomi- zer. „Sie besteht aus etwa 100 Leuten, und wenn ein Metal- konzert stattfindet, gehen alle hin. Wenn es noch eine andere Black-Metal-Band gäbe, wüss- ten wir das.“ Auf dem Rückweg in ihre Heimatstadt Molepolole bleibt das Glück ebenfalls fern, wie der Gitarrist im In- terview erzählt. „Wir konnten den Anhänger nach dem Kon- zert reparieren lassen, aber auf dem Heimweg ist dann ein Mi- nibus reingekracht, weil der Fahrer des Busses am Steuer eingeschlafen ist.“ Die erneute Reparatur reißt ein tiefes Loch in die Bandkasse. An Flugti- ckets nach Südafrika ist nun nicht mehr zu denken. Doch die Veranstalter springen ein, organisieren Unterstützung und bringen die Band irgend- wie zum großen Finale. Für den Sieg reicht es nicht, stattdessen triumphieren Halvar aus Kapstadt, die ih- rem Auftritt beim W:O:A be- reits entgegenfiebern. Raven In Flesh wollen im nächsten Jahr einen neuen Anlauf star- ten –dann hoffentlich ohne Pannen und unerwartete Kos- ten. Raven in Flesh Halvar Thrashen im Namen Südafrikas: Halvar Metal ready, Anhänger nicht: Raven In Flesh wissen sich zu helfen Black Metal auf Umwegen: Raven In Flesh hatten beim Regionalfinale in Botswana kein Autoglück Fotos: Alexander Wolf, Raven In FleshDie ganze Bandbreite des Marktes in einer App. So checkst du Aktien&Co. »Aktien ohne Ahnung: zocken. Aktien mit Ahnung: rocken.« JETZT BEIVon Andrea Leim ” Mit eurer Musik sind doch alle aufgewachsen. Ihr müsst mal bei uns spielen!“ Mit diesen Worten, so erinnert sich BAP-Frontmann Wolf- gang Niedecken, überzeugte ihn W:O:A-Mitbegründer Holger Hübner, auf dem weltbekannten Festival auf- zutreten. Nach anfänglichem Zögern sagte der Kölner Sän- ger zu, der mit seiner Band seit Mitte der Siebziger aktiv ist und mehr Nummer-eins-Alben in Deutschland verbuchen konnte als die Beatles oder Metallica. Ihr werdet die erste Band sein, die in diesem Jahr auf der Faster Stage spielt, einer der beiden Hauptbühnen. Was erhoffst du dir? Wolfgang Niedecken: Dass die Leute uns positiv aufnehmen und dass die Sonne scheint. Aber Wacken funktioniert ja auch bei schlechtem Wetter, weil die Leute einfach wild entschlossen sind, eine gute Zeit zu haben. Mir wurde erzählt, wie sehr die Fans aufeinander Rücksicht nehmen – das ist ja rührend, wie in einer Familie. Jeder kümmert sich um jeden und es gibt kein Asi- Gedränge. Das ist ja fast zu schön, um wahr zu sein. Das möchte ich natürlich gerne erleben. Ihr habt in fast fünf Dekaden Bandgeschichte schon überall gespielt. Ein Metal-Festival dürfte aber auch für Profis wie euch eine Besonderheit darstellen. Habt ihr euch Gedanken zu eurem Set gemacht? Wolfgang Niedecken: Wir sind momentan auf einer Tour, die „Zeitreise“ heißt, bei der wir nur Songs spielen, die älter sind als 40 Jahre. Die Tour ist wirklich ein großer Erfolg, und die Leute stehen vor der Bühne und werden auf einmal 40 Jahre jünger. Das ist so verbindend. In Wacken spielen wir deshalb auch nur Songs, die älter sind als 40 Jahre. Ich freue mich auf jeden Fall. Wir werden aber keine Balladen spielen, denn wir haben nur eine Stunde Zeit. Da gibt es keine Gefangenen, wir werden richtig reinhalten. Bist du aufgeregt? Wolfgang Niedecken: Ja, klar. Vor den Auftritten fühle ich mich immer wie ein Kind vor der Bescherung. Wenn Mama mit dem Glöckchen bimmelt und du bist nicht aufgeregt, machte Weihnachten ja auch keinen Spaß. Eine gewisse Spannung musst du schon haben. Und als Frontmann bin ich der Gastgeber und muss gucken, dass es allen gut geht. Gott sei Dank hilft mir die Erfahrung aus den letzten fünf Jahrzehnten dabei. Auf dem Wacken Open Air haben immer schon auch Künstler und Künstlerinnen gespielt, die nicht dem Heavy Metal zuzuordnen sind, dafür aber der ausgewählten Gruppe musikalischer Legenden. Ist ” Legende“ eine Bezeichnung, die du gern annimmst? Wolfgang Niedecken: Es ist eine große Ehre, wenn man als Legende bezeichnet wird, denn dafür muss man vorher was geleistet haben. Das muss man BAP spielen zwar keinen Heavy Metal, doch die Kölsch-Rocker um Wolfgang Niedecken werden zu Recht als legendär bezeichnet – und gehören deshalb auf den Legenden-Spot am Donnerstag auf der Hauptbühne. Frontmann Wolfgang Niedecken freut sich auf die Show und den Wacken-Spirit, hat einen klaren Plan für die Setlist und erinnert sich an sein erstes Hard-Rock-Riff. Wolfgang Niedecken ist seit mehr als 50 Jahren Musiker und gründete BAP 1976verdienen. Wenn du ein Album rausbringst und denkst ‚Da ist halt eine gute Nummer drauf, der Rest ist Beiwerk‘, merken die Leute das. Du musst für Qualität sorgen, immer dein Bestes und dir die größte Mühe geben. Das merken die Menschen. Künstler, die das nicht machen, tanzen auch maximal zwei Sommer lang. Hättest du dir in deinen Anfangsjahren erträumen können, mal eine Legende zu werden? Wolfgang Niedecken: Nein, nie. Wir haben zusammengesetzt aus Leuten angefangen, die in den Sechzigern in irgendwelchen Beatbands gespielt haben. Sie haben dann studiert oder sind in den Beruf gegangen und konnten nicht mehr weiter Musik machen. Man traf immer mehr Leute auf irgendwelchen Partys oder in der Kneipe, bis wir irgendwann gesagt haben: „Hey, lass uns mal gucken, dass wir eine Möglichkeit finden, einmal in der Woche zu jammen.“ So kam es zur ersten Besetzung vom BAP. Wir hatten überhaupt keinen Plan, dass daraus etwas Größeres werden könnte. Als dann später, so ’81, ’82 der überregionale Erfolg kam, dachte ich noch, dass wir das jetzt fünf Jahre machen und ich danach zurück ins Atelier gehe und wieder male. Was wir in der Folgezeit dann erlebt haben, war aber irre. Wir haben unter anderem dreimal für die Stones eröffnet in Köln. Und das als kölsche Band! Wolfgang Niedecken: Die Kölner waren so stolz auf uns! Wir hätten „Hänschen klein“ rückwärts spielen können und sie wären stolz gewesen, denn für sie waren das „unsere Jungen, die vor den Stones spielen“. Ihr singt seit jeher konsequent auf Kölsch, der Kölner Mundart. Trotzdem seid ihr über die Stadtgrenzen und mögliche Sprachbarrieren hinaus bekannt. Glaubst du, dass eure Songs auch deshalb überall gut verstanden werden, weil eure Fans die Emotionen spüren? Wolfgang Niedecken: Ja, so sieht es aus. Die Leute haben ein Gefühl dafür, was authentisch ist. Es gab natürlich in den 50 Jahren unserer Geschichte Menschen, die uns geraten haben, hochdeutscher, am besten sogar englisch zu singen. Aber ich singe ja nicht auf Kölsch, weil das ein ganz besonderer Dreh ist. Ich singe Kölsch, weil das meine Muttersprache ist, mit der ich meine Gefühle am besten ausdrücken kann. Mit sechs Jahren zu meiner Einschulung musste ich meine erste Fremdsprache lernen: Hochdeutsch! Mit welcher Musik bist du aufgewachsen? Wolfgang Niedecken: Ich bin ’51 geboren, ich habe alles miterlebt. Das erste Hard-Rock- Riff, was ich gehört habe, war „You Really Got Me“ von Kinks. Ich war damals 13 Jahre alt und natürlich haben wir den Song in unserer Band direkt nachgespielt. Ich habe erlebt, wie das erste Led-Zeppelin-Album rauskam, ebenso das von Deep Purple. Ich bin ein großer Led-Zeppelin-Fan und besitze alle ihre Platten. Für mich ist es das Eleganteste, was im Rock jemals passiert ist – so unfassbar gut. Jimmy Page an der Gitarre und alles, was die Vier da veranstaltet haben, das war legendär. Hast du eigentlich schon mal Crowdsurfing gemacht? Wolfgang Niedecken: (lacht) Nein. Und damit werde ich im hohen Alter auch nicht mehr anfangen. Wisst ihr, ich bin 74 Jahre alt und hatte schon mal einen Bandscheibenvorfall. Das mache ich dann im nächsten Leben. „ , , .“ Fotos: Tina Niedecken Emotionen kann Niedecken am besten auf Kölsch ausdrücken – seiner MutterspracheNext >